Studien der Gesetzlichen Krankenkassen zur Digitalisierung und den Auswirkungen auf Jugendliche und junge Erwachsene

Die Studien, die Gesetzliche Krankenkassen (GKVn) in Auftrag geben und veröffentlichen sind von hoher Qualität und Information (Links siehe unten). Aber es gibt auch Anlass zur Kritik.

Von Uwe Büsching

Mängel, Defizite einer Studie sind in der Regel der Anlass für weitere Studien. So besteht Hoffnung, dass nach Möglichkeiten geforscht wird, die Mediensucht, Lern- und Entwicklungsdefizite, Spielsucht, Cybergrooming, Cybermobbing, Sexting, etc. eingrenzen, Konfrontationen oder Fehlentwicklungen Jugendlicher zu vermeiden. Alle Jahre wieder Elend, das auch durch übermäßigen Gebrauch digitaler Bildschirmmedien verursacht wurde, zu beschreiben ist keine Lösung und Gewöhnung auch nicht.

Negative Folgen der digitalen Bildschirmmedien scheinen für Beobachter, Analysten und Therapeuten auch eine positive Seite zu haben. Berichte über gescheiterte Jugendliche und junge Erwachsenen zusammenzustellen ist aufwendige Arbeit. Mit den Erkenntnissen wird die Öffentlichkeit informiert und das eigene Kümmern dokumentiert. In diesem Feld der Motivationen sind auch die GKVn verortet. Die Beschreibung der Missstände allein verhindert nicht die Konfrontationen oder die Neuerkrankungen. Die GKVn legen wirklich bestechende Studien vor, aber haben sie auch Interesse an Prävention des dysregulierter Konsums digitaler Bildschimmedien? Angebote zu Zusammenarbeit seitens der Pädiatrie wurden von den GKVn ignoriert, Briefe und Mails nicht beantwortet.

So kommt der Verdacht: Prävention des dysregulierten Gebrauchs digitaler Bildschirmmedien ist für die GKVn nicht wichtig. Vermutlich gibt es dafür mehrere Gründe. Ganz sicher wollen GKVn Konflikte mit den Anbietern vermeiden, die man für die Digitalisierung der Medizin als Partner unbedingt braucht. Welchen Wissensstand die Verantwortlichen bei den GKVn haben ist unbekannt. Einst wurde ein Zusatzvertrag der DAK mit dem BVKJ ausgehandelt, wobei Medienberatung bei 13 jährigen honoriert werden sollte. Beratung bei 13 jährigen ist eher doch wohl zu spät. Grundlage der Beratung sollten Pädiatrische Empfehlungen für Eltern zum achtsamen Bildschirmmediengebrauch sein . Diese gelten überwiegend für das Säuglingsalter

Gründe, pädiatrische Prävention abzulehnen

Bei genauerer Betrachtung gibt es wohl noch mindestens zwei weitere Gründe, pädiatrische Prävention abzulehnen. Zum einen ist das Verhältnis zwischen Kassen und Ärzten wohl derartig problematisch, dass bei Studien mit Psychologen keine Gräben überwunden werden müssen. Bei der Studie der Barmer Ersatzkasse wurde ein weiterer Grund deutlich, wir, die Mitarbeiter*innen der Kassen, entscheiden wer forscht, wer berät und was empfohlen wird. Wie wenig die Verantwortlichen der BEK wirklich von den Problemen für sich realisiert haben, erkennt man daran, dass ihnen face to- face Beratung, Beratung und Betreuung im wirklichen Leben fremd sind. Wenn Patient*innen mit Cybermobbing Probleme haben, empfehlt die BEK Online Beratung! Die BEK garantiert dabei weder Schweigepflicht noch die Sicherheit des Netzes – es ist unfassbar! Eine rechtlich verankerte Schweigepflicht für das Internet gibt es nicht!

Weiterer Anlass zur Kritik ist der Aufwand, der getrieben wird, die negativen Folgen der Digitalisierung zu beschreiben. Der Verdacht liegt nahe, dass das Elend der mit und an Medien gescheiterten zum Marketing-Instrument wird. Dabei sind die Studien der GKVn wichtig, die Ergebnisse alarmierend. Leider verhindert die Beschreibung der Katastrophe, die Lebenskrise jedes einzelnen nicht, dass zunehmend mehr Jugendliche und junge Erwachsene in diese Katastrophe hineinrutschen. Weil die Anonymität der digitalen Welt ein wesentlicher Grund der psychiatrischen Erkrankungen junger Menschen ist (siehe die Studie der  US-Gesundheitsbehörde Surgeon General) ist online-Beratung als Beratungsform abzulehnen!

Vorbeugung und Frühwarnkriterien gibt es, aber da ist noch viel Luft nach oben, Forschung wäre so wichtig. Praxen der Kinder- und Jugendärzt*innen wären prädestiniert, weil nahezu alle Kinder vor dem 6. Geburtstag dort beraten werden könnten. Prävention des dysregulierten Gebrauchs digitaler Bildschirmmedien müsste deutlich verbessert werden. Weiterhin die Katastrophe lediglich zu beschreiben und dann vielleicht auch noch fragwürdige Hilfsangebote anbieten wird die zunehmende Zahl der Medienabhängigen, der durch Cybergrooming, Cybermobbings oder Sexting beschädigten, zerstörten Jugendlichen nicht mindern. Leider wissen wir nicht allzu genau, wie Fehlentwicklungen verhindert werden. Bekannt ist, Forschung fehlt und die Zahl der Katastrophen nimm, zu.